CDU, SPD und FDP unterstützen Ausdehnung von Motorsport in der Kaiserkuhle. Erster Schritt in einem langwierigen Verfahren. Anwohner sind enttäuscht

Armin Obalski


Rüthen. Nach teilweise emotional geführter Debatte hat der Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag seine Unterstützung für die Ausdehnung des Motorsportbetriebes auf den neuen Teil der Verkehrsübungsanlage signalisiert. Nur die beiden BG-Vertreter votierten dagegen.

Verständnis für beide Seiten
Am Tag darauf versucht Bürgermeister Peter Weiken, der sich komplett aus der Diskussion her- aushielt, im WP-Gespräch Druck aus dem Kessel zu nehmen. Er äußert Verständnis für beide Seiten – Antragsteller und Anlieger – und stellt klar: „Auf einer Skala von 100 ist dies nicht einmal ein Prozent auf dem Weg zu einer Entscheidung.“

Konkret hat die Ausschussmehrheit die Stadtverwaltung beauftragt, die für Motorsportveranstaltungen auf dem neuen Teil erforderliche Änderung von Flächennutzungsplan und Bebauungsplan einzuleiten. „Es ist nicht entschieden worden, dass jetzt Rennen auch auf dem neuen Teil ausgetragen werden dürfen, sondern nur zu gucken, ob das überhaupt gehen würde.“ Im Planänderungsverfahren erfolge beispielsweise die öffentliche Auslegung, die Beteiligung von Bürgern und Ver- bänden, Lärmmessungen und Umweltverträglichkeitsstudie.

Ob das die Anwohner trösten kann? Knapp 20 Bürger, die in Hörweite des Verkehrsübungsplatzes wohnen, verfolgten die Sitzung. Enttäuscht und deprimiert seien sie nach Hause gegangen, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Dies sei umso mehr der Fall, als die 100 Unterschriften, die Daniel Domes dem Bürgermeister im Namen der Betroffenen überreichte, offenbar für die Ausschussmehrheit keine Rolle gespielt hätten. Wie die Anwohner jetzt weiter vorgehen, steht noch nicht fest.

Eingangs kam Gisbert Frisse zu Wort. Er hatte den Antrag im Namen der beiden Betreiber der Anlage (Motorsportclub Rüthen, Motorsportfreunde Warstein) gestellt. Das Kontingent für Motorsportveranstaltungen beträgt demnach auf Basis der 2003 erteilten Genehmigung 69 Tage im Jahr. Genutzt wurden 2016 und 2017 davon vier Tage, auch im laufenden Jahr soll es vier Veranstaltungen geben. „Wir wollen nicht mehr Betrieb als bisher“, bekräftigte Frisse. Die Streckenlänge würde sich von 700 auf 1000 Meter verlängern, so dass für die 13 Kilometer, die das Klassement für bestimmte Rennen vorschreibt, nicht mehr 18 sondern nur 13 Runden gedreht werden müssten. „Die Lärmquelle würde an den Hauptimmissionsorten nur noch 13 Mal vorbeifahren“, so Gisbert Frisse.

Es geht um die Zukunft Rüthens
Den Gegnern Stimme verlieh BG-Fraktionsvorsitzende Annette Herbst-Köller. Mit dem Status quo könne man gut leben, betonte sie. Ihre Befürchtung: „Es ist ein Leichtes, die Zahl der Tage heraufzusetzen.“ Ihre Frage in die Runde: „Wollen wir uns die Zukunft Rüthens verbauen lassen?“ Genau das befürchtet die BG. Annette Herbst-Köller verwies darauf, dass das einzige Entwicklungspotenzial für Wohnbebauung im Norden, Richtung Verkehrsübungsanlage, liege. „Wie wollen wir Neubürger gewinnen mit der Aussicht auf Motorenlärm?“ Ein „negatives Aushängeschild für Rüthen“ befürchtete die Vertreterin des Jugendbeirates.

Die Sprecher der übrigen Fraktionen hielten dagegen. Anwohner, mit denen er gesprochen habe, hätten nur von vereinzeltem Reifenquietschen berichtet, so Johannes Erling (SPD). Er regte einen Lärmschutzwall am neuen Teil der Anlage zusätzlich zur Bepflanzung an. Generell aber gelte: „Eine geräuschlose Stadt ist eine tote Stadt.“ An vielen Stellen seien die Bürger Geräuschbelästigungen ausgesetzt.

Wie Erling rückte Markus Dahlhoff (CDU) den Nutzen für Tourismus und Wirtschaft des Rennbetriebes in den Fokus. Viele Übernachtungsmöglichkeiten seien an diesen Tagen ausgebucht. Fraktionskollege Alfons Levenig betonte der MSC mache „hervorragende Jugendarbeit; das ist Werbung für die Stadt“. Auch jeder Sportplatz verursache Emissionen. Ricarda Kroll (FDP) erklärte die Sachlage: „Wir beschließen nur eine Planänderung, danach erst geht es in das Genehmigungsverfahren.“


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