Heile und kaputte, viel benutzte und weniger benutzte Wege: Das von der Stadt in Auftrag gegebene Wirtschaftswegekonzept ist fertig. Die Kategorisierung der einzelnen Abschnitte können Bürger noch bis Ende des Jahres im Internet einsehen. Foto: Mund


Wirtschaftswege sind komplett dokumentiert. Für Erhaltung fehlt Geld

Von Marcel Mund

RÜTHEN Zustand, Nutzung, Empfehlungen für die Zukunft – und das für mehr als 600 Kilometer Streckennetz: Das von der Stadt in Auftrag gegebene sogenannte Wirtschaftswegekonzept ist fertig. Das verantwortliche Ingenieurbüro und Bürgermeister Peter Weiken stellten das Papier am Montagabend im Rathaus der Öffentlichkeit vor. Ein Ergebnis: Um den jetzigen Bestand an Feldwegen aufrechtzuerhalten, wäre eine enorme Investitionssumme notwendig.

Genauer gesagt 1,6 Millionen Euro, wie Eduard Schwarz von der Firma Ge-Komm erläuterte, welche das Konzept seit Februar für die Stadt erstellt hat. „Das ist natürlich eine utopisch hohe Zahl, die keine Kommune leisten kann“, sagte Schwarz. Mit der Zahl solle aber verdeutlicht werden, wie viel Geld nötig wäre, um zumindest die Wirtschaftswege, die sich in einem guten Zustand und in städtischer Hand befinden, auch in Zukunft in einem guten Zustand zu erhalten.

Denn dafür ist das Konzept gedacht: Die Stadt hat mit dem Papier künftig eine Art Handbuch zur Verfügung und weiß, welche Wege für Rüthen von Bedeutung sind und erhalten werden müssen. Denn angesichts der klammen Haushaltslage wird sie nicht jeden Weg sanieren können. Das sagte auch Bürgermeister Peter Weiken bei der Vorstellung des Konzepts: „Wir werden jetzt nicht in Aktionismus verfallen, es wird keine sofortige Umsetzung des Konzepts geben.“ Aber: „Wenn künftig mal ein Fördertopf für Wirtschaftswege aufgelegt werden sollte, haben wir als Stadt das nötige Konzept bereits in der Schublade.“

Die Investitionssumme ist eine von vielen Zahlen, die in dem fertigen Konzept zu finden sind. Detailliert wird darin jeder Wirtschaftsweg, der sich im Stadtgebiet befindet, aufgelistet und anhand seines Zustandes und seiner Nutzung in eine Kategorie eingeordnet. Wo viele unterschiedliche Nutzergruppen verkehren, ist beispielsweise von einem multifunktionalen Weg die Rede. Wo viel Forstwirtschaft herrscht, wird hingegen von Hauptwirtschaftswegen gesprochen.

Vertreter der Kommunalpolitik, der Bezirksregierung, der Land- und Forstwirtschaft sowie des Tourismus und des Naturschutzes wirkten bei der Erstellung mit. An insgesamt vier Bürgerveranstaltungen konnten sich zudem die Einwohner in die Planung einbringen. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, sich über ein Internetportal an dem Konzept zu beteiligen. Die Stellungnahmen der Bürger wurden anschließend vom Ingenieurbüro gemeinsam mit der Stadt bewertet und flossen in das Konzept mit ein.

Dadurch ist in dem Konzept nun zum einen der heutige Zustand der Wege und ihre Bedeutung erfasst, zum anderen, was in Zukunft mit den Wegen passieren könnte. Das Konzept listet Empfehlungen auf, etwa dass viel genutzte Wege ausgebaut und kaum oder gar nicht genutzte Wege zurückgebaut werden könnten. So könnten etwa Flächen künftig privatisiert werden oder als Ausgleichsfläche herhalten.

Antonius Kirse von der BG kritisierte während der Vorstellung des Konzepts, dass seit mehreren Jahren nicht mehr in die Wirtschaftswege investiert worden sei. Weiken hielt dagegen: „Die Summen, die hier genannt werden, müssen auch da sein. Wir als Stadt, die sich in der Haushaltssicherung befindet, haben sie nicht.“

Die Kosten für das Konzept beliefen sich auf rund 59 000 Euro. Insgesamt 75 Prozent der Kosten wurden vom Land NRW gefördert, den Rest zahlte die Stadt.

Zahlen über Zahlen
Insgesamt gibt es im Stadtgebiet rund 645 Kilometer Wirtschaftswege, 588 Kilometer davon gehören der Stadt, 44 Kilometer sind Privatwege und 12,5 Kilometer gehören anderen Interessenten (z.B. dem Land NRW). Von den städtischen Wegen sind 100 Kilometer in einem sehr guten Zustand, an weiteren 381 Kilometern sind kleinere Reparaturen notwendig. Eine Gesamtsanierung ist hingegen bei 61 Kilometern erforderlich. Bei etwa 17 Kilometern ist keine Verkehrsfläche mehr vorhanden.

Portal
Die anonymisierten Stellungnahmen von Bürgern zu einzelnen Wirtschaftswegen sowie die Kategorisierung der Wege sind noch bis Ende des Jahres auf einer Internetseite des Ingenieurbüros abrufbar. Die Stadt überlegt noch, ob sie die Stellungnahmen danach auf ihrer eigenen Internetseite zur Verfügung stellt.

wirtschaftswegekonzept.de (http://wirtschaftswegekonzept.de)