BG-Fraktionschefin Annette Herbst-Köller wird von Clemens Rieger geherzt. - Fotos: Schönhense


CDU verliert absolute Mehrheit im Rat. BG konkurriert noch um einen Sitz

Machtverschiebung in Rüthen: Die CDU-Fraktion hat ihre absolute Mehrheit im Stadtrat wieder verloren. Zweitstärkste Kraft wurde fast mühelos die BG und löste damit die SPD ab, die um fünf Prozentpunkte abstürzte. Die FDP eroberte sich ihre 11 % zurück, die sie bereits im Wahlergebnis 2009 erreicht hatte.

Von Birte Schönhense
und Marcel Mund

RÜTHEN - Rüthen war eine der wenigen Kommunen im Altkreis Soest, in denen eine öffentliche Wahlpräsentation angeboten wurde: Im abgedunkelten Sitzungssaal des Rathauses herrschte Totenstille, während dutzende Interessierte hinter und vor der Tür die von Wahlleiter Hubert Betten kommentierten Ergebnisse verfolgten. Hinter ihren Masken war es nur zu erahnen – doch wurde gerade das Lächeln auf den Gesichtern der BG-Vertreter im Verlaufe des Abends immer breiter. Mehrmals drehten sich die Parteiangehörigen zueinander um und beglückwünschten ihre Direktkandidaten für das gute Ergebnis.

So lange, bis der Beamer um 20.30 Uhr die Auswertung des letzten Wahlbezirks Rüthen 5 an die Wand warf – und das Publikum den Atem anhielt: Sowohl Rudolf Fromme von der CDU als auch Annette Herbst-Köller für die BG hatten in diesem Wahlbezirk genau 116 Stimmen geholt – als führende Parteien liegen CDU und BG also mit jeweils 35,47 % gleichauf. Ratlosigkeit und wilde Diskussionen waren die Folge: Wer bekommt den Sitz im Stadtrat? Wahlleiter Betten eilte zur Recherche in sein Büro, doch am Ende des Wahlabends stand fest, dass an diesem Tag keine Entscheidung mehr getroffen wird: In der Sitzung des Wahlausschusses am 22. September wird der Wahlleiter per Los entscheiden, ob BG oder CDU den letzten freien Sitz im 28-köpfigen Rüthener Stadtrat erhalten.

Die Freude der BG trübte das kaum, die sich den Wahlerfolg mit der FDP teilte. Die zahlreichen BG-Vertreter gratulierten sich gegenseitig, um später zur Wahlparty in der Hachtorstube aufzubrechen. Mit diesem Wahlergebnis gerechnet? Eher gehofft, schmunzelte eine glückliche Fraktionsvorsitzende: „Mit einem Ratssitz mehr haben wir schon geliebäugelt“, so Annette Herbst-Köller. Jetzt könnten es je nach Ausgang des Losverfahrens sogar zwei mehr werden.

Rar machte sich im Sitzungssaal des Rathauses die SPD, während alle anderen Parteien mannstark vertreten waren. Ihr Fraktionschef Johannes Erling hatte zuvor mit den 24 % der letzten Wahl gerechnet – nun müssen die Sozialdemokraten herbe Verluste verkraften. Kallenhardt etwa als traditionelle SPD-Hochburg ist gefallen.

Was das angeht, hat die CDU gut lachen. Deren Fraktionsvorsitzender Antonius Krane teilte unserer Zeitung mit: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, wir haben unter anderem Kallenhardt gewonnen. Die absolute Mehrheit haben wir schon bei der vergangenen Wahl nur äußerst knapp erhalten. Die Zusammenarbeit mit den übrigen Fraktionen war bislang sehr gut und ich gehe davon aus, dass es damit so weitergehen wird.“ Die CDU hat sich mit diesem Ergebnis ihrem Wahlergebnis von 2009 zumindest angenähert: Damals holten die Christdemokraten 45,6 % der Stimmen.

Gleiches ist über die FDP in Rüthen zu sagen, die sich mit dieser Wahl wieder nach oben kämpfte. Das erklärte Ziel, die absolute Mehrheit der CDU zu beseitigen, ist überdies erreicht, der FDP-Wahl-Slogan „Bewegung durch neue Mehrheiten“ hat sich erfüllt. Dementsprechend teilte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Henze mit: „Wir sind sehr zufrieden. Unser Ziel war es, mit drei Personen in den Rat einzuziehen, das ist uns gelungen. Die absolute Mehrheit der CDU ist weg. Das ist eine gute Basis, wieder kreativ Politik machen zu können.“

Auf Kreisebene bleibt Rüthen ebenfalls schwarz: Die Wähler bestätigten Landrätin Eva Irrgang mit fast 64,5 %; mit über 45 % entschieden sich die meisten Wähler auch im Kreistag für die CDU.


Links: Diskussion bei der CDU: Wer bekommt den Sitz im Rat?

Rechts: Gegenseitige Glückwünsche: Vertreter der BG (links) und der FDP freuen sich über ihre Wahr-Ergebnisse.


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