SOMMERGESPRÄCH BG über Windräder im Wald und Touristen in der Stadt

Windkraft, Tourismus, Stadtflucht oder Haushaltssicherung – es sind einige Themen, welche die Lokalpolitik in Rüthen derzeit beschäftigen. Im Sommergespräch mit unserer Redaktion haben die Mitglieder der Rüthener BG dazu Position bezogen. Beim Eisessen am Marktplatz haben die Fraktionsvorsitzende Annette Herbst-Köller sowie die Mitglieder Susanne Dönnecke, Anton Kirse, Franjo Dohle, Thomas Rüther und Michael Sauerland sich unseren Fragen gestellt.

VON JILL FRENZ


 

Sechs Fraktionsmitglieder trafen sich
zum Sommergespräch mit der Redaktion.

FOTO: FRENZ


Rüthen – Vor Ort im Kleinen etwas zu bewegen, das ist die Intention lokalpolitischer Arbeit, so die Mitglieder der Rüthener BG. Neben Klimaschutz und Wiederbepflanzung sei es etwa Herzensthema der Fraktion, dass die Stadt Rüthen autonomer im Energiegeschäft wird, so Annette Herbst-Köller. So könne etwa die unabhängige Stromzufuhr gesichert werden. Voraussetzung für autonome Stromversorgung, so die Meinung einiger der Fraktionsmitglieder, sei aber auch, dass die Stadt den durch Windkraft erzeugten Strom selbst vermarkte und diese Aufgabe nicht an Externe auslagere.

Windkraft

Die BG steht hinter der vom Stadrat beschlossenen Öffnung des Windkonzepts, wodurch Windräder im Wald möglich sind. Da die Bebauung an vielen Stellen im Wald ohnehin nicht erlaubt ist, sei auch kein Wildwuchs zu erwarten, den viele Gegner der Windkraft im Wald aber befürchten. In Naturschutzgebieten sei der Bau etwa nicht möglich. „Darüber hinaus gibt es im Wald aber noch viel Fläche, auf denen die Installation von Windkraft umsetzbar ist“, so die Fraktion. Bäume könnten indes auch unter den Anlagen gut wachsen. „Wir engagieren uns als Fraktion sehr für Naturschutz und die Wiederbewaldung. Gäbe es wirkliche Gründe dafür, dass Windkraft unserem Wald schaden würde, dann würden wir sie auch nicht unterstützen“, so Herbst-Köller. Laut BG-Meinung lägen diese Gründe aber nicht vor. Im Gegenteil: „Der Rüthener Wald ist das Kernstück unserer wirtschaftlichen Position“, sagt Herbst-Köller. Eine sogenannte „Verspargelung“ der Landschaft sieht diese ebenfalls nicht. Vermeintliche Nachteile seien nichts gegen den großen Vorteil, den man daraus ziehe, bekräftigt auch Susanne Dönnecke. So seien der Stadt etwa Einnahmen gesichert, die der Haushaltssicherung in die Karten spielen würden. Dieser könne dadurch wahrscheinlich über längere Zeit stabil gehalten werden, ohne dass etwa Steuererhöhungen nötig würden.


"Gäbe es wirkliche Gründe dafür, dass Windkraft dem Wald schaden würde, dann würden wir sie auch nicht unterstützen."

Annette Herbst-Köller
BG-Fraktionsvorsitzende


Umweltschutz

Auch sei die Windkraft ein positiver Aspekt bezüglich des Umweltschutzes. Dieser sei zentrales Thema politischen Handelns: „Der Klimawandel kann uns Kopf und Kragen kosten“, so das Fazit. Wie bedrohlich dieser ist, würde mit Blick auf den kahlen Wald immer wieder deutlich. Zu fürchten sei aber, dass der Klimawandel in Vergessenheit gerate, wenn Waldflächen wieder gesund aussehen würden.

Tourismus

„Die Touristen in Rüthen sind zufrieden“, so die BG. „Wer hierher kommt, will die Natur genießen“, heißt es weiter. Dadurch sei die Stadt auch während der Pandemie noch ein beliebtes Ziel gewesen, obwohl Übernachtungen teilweise nicht möglich waren. Aber auch für diejenigen, die dauerhaft in der Bergstadt leben wollen und im Zuge der Stadtflucht nach Rüthen ziehen, soll gesorgt werden. Die Altstadt soll aktiviert und die Innenstadt stärker belebt werden. „Drehund Angelpunkt ist die Gastronomie“, so die Fraktion.

Ehrenamt

„Wir brauchen Nachwuchs im ehrenamtlichen Bereich“, so der Appell. Das gelte für die Lokalpolitik wie für Verei- ne. „Die Motivation dazu, et- was für seine Heimat zu tun, muss aber aus dem Mensch selbst kommen und kann nicht durch äußere Anreize geschaffen werden“, so Dönnecke.


Quelle: Der Patriot, Ausgabe 4.8.22